Tobias Gralke - Zeichensprache
"Das Reden ist nie weit vom Schweigen entfernt,
wenn wir nur zuhören und begreife lernen."
- Meisterwerk - ♥
" Versfragmente in die Sphäre schreiben
Mit offenen Augen im Menschenmeer treibenGedankengänge geisternd im Raum durchschreiten
Fernabliegende Zeiten im Traum bereisenIm Kielwasser der eigenen Langsamkeit gleitenIn Schneepflug, Schwimmzug, SchaumschlägerschneisenDurch eine Welt, die stets zum Lautesten neigtWie schön man ruht, wie schön man schweigt- 1 -Blaugraues Flimmern das den Blick schlicht verwehrtDas sich aufbaut und immer den Weg durchs Dickicht versperrtZu aufjaulend wimmernd im täglichen BlitzlichtverkehrAus tausenden Mündern klingt rauschend verzerrtDas Geschrei der großen StadtIn phrasen-geschwängerter, rasend gedrängterGleichwohl gleichgütig gewohnter GeschwindigkeitKein Klang, der sich verbindlich zeigtEin Pfeifen nur, das blind links steigtIn Tritonus, Tinnitus zum TrommelfellschadenDann wieder Niedergang in WortkaskadenFallen durch und prallen auf in Schall und RauchUnd alles auf AnfangWieder noch einmal wie jeden TagDer Wahnsinn grüßt winkend vom BürgersteigUnd wenn er hinkend an der Tür erscheint, lässt man ihn einSo komm herein, du sollst nicht seinInmitten von all dem Hetzen, dem KlagenDem Nachhall von einzelnen Sätzen, die sagen:Ich bin mehr, als was ich scheineSage mehr, als was ich meineAlso du - und du, wieso hörst du nicht zu?Und dann zwischen zwei Blicken seh ich mich verwundert umRundherum nur SchattengetierMatz geziertes WeltvokabularSo schemenhaft wie DimensionsverweisWer verstünde, was es wirklich heißt, die Welt nicht mehr zu verstehen?Zwar die Hülsen der Wörter, doch auch das Nichts darin zu sehenDenn wir tragen sie in uns, Universen im KleinenDie sich zum kollektiven Sein vereinen im SprechenUnd es reißt mich ins BodenloseDurchgereicht durch jeglichen SinnWenn ich euch nicht mehr erklären kann, wer ich sein will, wer ich binWer bin ich?Fragt sich inmitten des Lärmes ein KindWenn ich doch sprechen will, doch nicht die Worte find'Die mich in sich tragen und erzählen von mirUnd wenn ihr nicht zuhört, dann bin ich nicht hierSo rennt es nach draußen, vor der Welt zu fliehenKornkreise kryptisch in ein Feld zu ziehenAuf das sie irgendjemand sieht, vielleichtJa, sicher, es versteht sich selbst ganz gut soweitAber was hilft es, wenn es für den Rest bloß schweigt?- 2 -Du und ich - wir verstehen uns ganz gut soweitWortkarg und vielsilbig im gleichen MaßeWir vergaßen die Wörter, wir vergaßen die ZeitUnd der ganze Rest ist ZeichenspracheWenn du noch sagst, das Alles sei zu ungewissUnd dass dir nichts an uns mehr wahr erscheintDann mit dem nächsten Schritt schon näher trittstDann kann ich sehen, was du wirklich meinstIn deine Worten Zustimmung, in deinen Augen 'Wofür?'Dein Satz in meinen Armen, mein Fuß in der TürEin zaghaftes Lächeln, das alles erklärtDie tausend Geschichten, die man beim Zusehen erfährtJa, wir verstehen unsMir gibst du Halt und ihm gibst du SinnDem, der ich sein will, dem, der ich binWer bin ich?Fragt sich der Pantomime starr vor seinem EbenbildWas weiß ich denn, wofür es noch zu leben giltWenn ihr mich alle nicht verstehtIch male meine Worte mit Gedankengemälde, ZauberhandMit Herz und Verstand
Das Schweigen ist nie weit vom Sprechen entferntUnd ein einzelner Handstreich kann die Welt erklärenWenn ihr nur zuhörtDoch ihr lasst mich stattdessen Versfragmente in die Leere schreibenMit offenen Wunden in Salzwasser treibenJa, sicher, er versteht sich selbst ganz gut soweitAber was hilft es, wenn er für euch bloß schweigt?- 3 -Wenn die Wörter für mich ihren Sinn verlierenChaos und Lärm in der Stadtluft vibrierenGehe ich hinaus, lass das Tosen verklingenLeg meinen Kopf in die Nacht und es flüstert in ihrDa schläft ein Lied in allen Dingen, das zu uns sprichtMal in Kornkreiskalligraphie und mal in PantomimepoesieDas Sprechen ist nie weit vom Schweigen entferntWenn wir nur zuhören und begreifen lernenIn Schlaf versunken liegt die Welt, schlussendlich aller Kraft beraubtNeigt nun mehr ihr müdes HauptIm Klang des Windes, im Gang eines Kindes schieb ich mich HeimVom Reden müde, das Klagen sattIch lausche still, als sie erwacht und höre zu, was sie zu sagen hat "
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